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Instandhaltung im neuen Glanz: Wertschätzung durch Wertschöpfung

Die Instandhaltung hat in Industrieunternehmen kein besonders gutes Image: Solange die Maschinen und Anlagen problemlos laufen, wird sie vor allem als Kostenfaktor wahrgenommen.

Und wenn es einmal zu einer Störung kommt oder eine Wartung ansteht, kritisieren Produktion und Management die Ausfallzeiten – und lasten sie zumindest unbewusst der Instandhaltung an. Dass diese Einschätzung weit mehr ist als die subjektive Wahrnehmung der betroffenen Mitarbeiter, belegt eine Untersuchung des Projektkonsortiums Instandhaltung 4.0, das von der österreichischen Forschungsförderungsgemeinschaft (FFG) und vom österreichischen Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) gefördert wird. In Expertengesprächen gingen die Forscher unter anderem der Frage nach, welchen Stellenwert die Instandhaltung hat. Demnach wird ihr kaum zugetraut, künftig zum Shooting Star zu werden, der aus dem Schatten der Produktion heraustritt. Wahrscheinlicher ist, dass alles beim Alten bleibt oder es bestenfalls zu einer leichten strategischen Aufwertung kommt.

Digitalisierung eröffnet Chancen

Bemerkenswert ist diese eher zurückhaltende Prognose vor dem Hintergrund, dass sich die Instandhaltung im Zuge der Digitalisierung massiv wandeln wird. Maschinen und Anlagen, Werkzeuge und Fahrzeuge werden immer komplexer – der IT-Anteil steigt immer weiter. Hier muss die Instandhaltung einfach Schritt halten. Gleichzeitig eröffnet die Digitalisierung für die Instandhaltung eine Reihe neuer Möglichkeiten, die geeignet sind, die Kosten im Unternehmen zu senken oder sogar zur Wertschöpfung beizutragen. Das konkretisiert sich zum Beispiel in neuen Instandhaltungsstrategien, die mehr und mehr realisiert werden: Condition Based Maintenance und Predictive Maintenance sorgen dafür, dass Assets immer seltener ungeplant ausfallen und sich die Overall Equipment Effectiveness (OEE) verbessert.

Ausserdem erweitern sich das Blick- und das Tätigkeitsfeld: Aus dem Instandhalter wird der Asset Manager – so beschreibt es Professor Lennart Brumby von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Mannheim. Gemeint ist damit, dass der gesamte Lebenszyklus eines Assets betrachtet und begleitet wird – von der Auswahl und Konstruktion von geeigneten Assets über deren Installation und Betrieb bis zur Ausmusterung. Wird das Realität, verschiebt sich auch die Grösse, an der sich die Instandhaltung beziehungsweise dann das Asset Management messen lassen muss. Statt der reinen Instandhaltungskosten sind die Gesamtkosten des Betriebs (Total Cost of Ownership, TCO) relevant.

Asset Management sorgt für Wertschöpfung

Hinzu kommt, dass ein nachhaltiges Asset Management auch die Output-Seite günstig beeinflussen kann – und das auf vielfältige Weise, wie drei Szenarien beispielhaft zeigen:

  • Das Wissen, das die Instandhaltung beziehungsweise das Asset Management während des gesamten Lebenszyklus sammelt, lässt sich nutzen, um den Produktionsprozess kontinuierlich zu verbessern und Verschwendungen zu vermeiden.
  • Fügen sich Assets harmonisch in eine bestehende Landschaft ein und laufen sie stets reibungslos, erhöht sich die Produktqualität. Das führt zu weniger Garantiefällen und senkt damit die Kosten für das Unternehmen. Eine hohe Produktqualität trägt aber auch zum positiven Image des Unternehmens bei, steigert die Kundenzufriedenheit und stärkt damit die Kundenbindung.
  • Perfekt integrierte und eingestellte Maschinen und Anlagen verbrauchen weniger Ressourcen. Das senkt nicht nur die Kosten, sondern ist auch ein aktiver Beitrag zum Umweltschutz. Und das wirkt sich ebenfalls positiv auf das Image aus.

Damit das alles gelingt, müssen die Mitarbeiter in der Instandhaltung ihre Qualifikation um einige neue Skills erweitern. Das Wissen zu Mechanik und Elektronik muss um fundiertes IT-Know-how ergänzt werden. Zudem ist ein Verständnis für betriebswirtschaftliche Zusammenhänge elementar, um aus den technischen und technologischen Fakten nützliche Use Cases ableiten zu können. Und: Die Asset Manager der Zukunft müssen bereit sein, sich permanent mit neuen Themen zu beschäftigen.

Ein Kulturwandel muss her

All das kann dazu beitragen, das Image der Instandhaltung weit stärker zu verbessern, als die vom Projektkonsortium Instandhaltung 4.0 befragten Experten aktuell annehmen. Wichtig wäre eine solche Aufwertung auch, um junge Mitarbeiter zu rekrutieren – die meisten Unternehmen tun sich hier schwer. Der Wandel alleine wird aber nicht genügen. Er muss im Unternehmen auch wahrgenommen werden.

Das Projektkonsortium Instandhaltung 4.0 formuliert dazu zwei Handlungsempfehlungen: Erstens muss der Wert der Instandhaltung messbar gemacht werden. Dabei sollten die gewählten KPIs zur Gesamtausrichtung des Unternehmens passen. Und zweitens müssen die Erfolge klar und deutlich nach innen kommuniziert werden. Gerade diese offensive Vermarktung wird in vielen Unternehmen einem Kulturwandel gleichkommen.