SAP S/4HANA: Neu-Orientierung am Standard
Viele Geschäftsprozesse sind in allen Unternehmen grundsätzlich sehr ähnlich – vor allem dann, wenn die Unternehmen in einer Branche unterwegs sind oder sogar die gleichen Produkte herstellen.
Zu 100 Prozent gleicht aber kein Unternehmen einem anderen. Und deshalb haben Standards prinzipiell ihre Grenzen. „One size fits all“ stimmt nur bedingt. Das gilt auch mit Blick auf die IT-Infrastruktur und daher auch mit Blick auf SAP ERP. Das ERP-System, das seit 1993 unter diesem Namen angeboten wird, deckt schon im Standard zahlreiche Prozesse und Funktionalitäten ab. Und der Standard wurde im Laufe der Jahre kontinuierlich an die Anforderungen der Unternehmen angepasst. Dennoch gibt es so gut wie kein Unternehmen, das nicht Anpassungen vorgenommen oder ergänzende Lösungen individuell entwickelt hat. So ist über die Jahre fast immer eine mehr oder weniger heterogene Systemlandschaft entstanden, die kaum zu überblicken und nur mit grossem Aufwand zu warten ist. Klar, dass dieser Zustand alles andere als optimal ist.
Umstellung auf SAP S/4HANA mit SAP Activate und Simplification List
Die Umstellung von SAP ERP auf SAP S/4HANA kann vor diesem Hintergrund von den Unternehmen zum Anlass genommen werden, die bestehende Systemlandschaft kritisch zu prüfen. Häufig wird dabei deutlich werden, dass längst nicht mehr alle Anpassungen oder Erweiterungen notwendig sind. Diese Einsicht kann wiederum dazu motivieren, die gewachsene Struktur nicht eins zu eins mit S/4HANA nachzubauen, sondern so weit wie möglich zum Standard zurückzukehren.
Bei diesem Vorhaben unterstützt SAP Activate. Das modulare und agile Framework vereinfacht und beschleunigt die Einführung von S/4HANA – sei es bei einer Neu-Implementierung, einer Systemkonvertierung oder einer Landschaftstransformation. Dabei stellt SAP Activate zum einen eine passende Methodik zur Verfügung. Zum anderen bietet das Framework Best-Practices-Pakete, die einsatzbereite und für S/4HANA optimierte Geschäfts- und Technologieprozesse enthalten. Beide Komponenten können auch über die eigentliche Implementierung hinaus verwendet werden, um künftige Innovationen zu integrieren. Damit löst SAP Activate Accelerated SAP (ASAP) und SAP Launch ab.
Die folgende Abbildung zeigt das SAP Activate Framework:
Hilfreich ist zudem die Simplification List, die SAP für die Umstellung auf S/4HANA bereitstellt. Diese beschreibt ausführlich, wie Transaktionen und Funktionen aus SAP ERP in SAP S/4HANA abgebildet werden. Sind bislang verwendete Transaktionen oder Funktionen in S/4HANA nicht mehr vorhanden, heisst das nicht, dass diese entfallen. Sie wurden in diesen Fällen lediglich mit anderen Vereinfachungselementen zusammengeführt. Die Simplification List macht diese Zusammenhänge deutlich.
Asset-Management-Prozesse hinterfragen
Um es klar zu sagen: Wer seine bestehenden Prozesse im Asset Management beibehalten und diese mit den alten Strukturen abbilden möchte, kann das auch nach der Einführung von SAP S/4HANA. Technologisch ist das kein Problem. Allerdings sollte jedes Unternehmen prüfen, ob diese Entscheidung sinnvoll und zukunftsorientiert ist. Denn erstens sinkt der Aufwand enorm, wenn weitgehend auf den Standard gesetzt wird. Und zweitens bietet S/4HANA eine Reihe von innovativen Möglichkeiten, das Asset Management auf ein neues Level zu bringen – beispielsweise durch die Echtzeitanalyse von Daten oder den Einsatz von Fiori-basierten Apps. Und mehr noch: Nach unserer Einschätzung ist die Umstellung auf SAP S/4HANA eine gute Gelegenheit, das gesamte Asset Management zu evaluieren und gegebenenfalls anzupassen – neben der technologischen Dimension betrifft das auch die strategische und die prozessuale Dimension. So ist es wahrscheinlich, dass mit den neuen Technologien von SAP – neben SAP S/4HANA hier vor allem das SAP Intelligent Asset Management eine entscheidende Rolle spielt – eine fortschrittliche Instandhaltungsstrategie etabliert werden kann und die Prozesse effizienter gestaltet werden können.
Wer das ins Auge fasst, sollte in einem ersten Schritt die Ist-Situation seines Asset Managements im Detail analysieren, um dabei etwaige Schwachstellen und Optimierungspotenziale zu erkennen. Unter Berücksichtigung der neuen technologischen Möglichkeiten kann dann im zweiten Schritt eine Soll-Situation entworfen werden. Wichtig ist dabei zu beachten, dass derzeit Innovationen rasant entstehen und verfügbar sind: Auch wenn ein bestimmtes Szenario heute noch nicht umgesetzt werden kann, ist das in einem halben Jahr vielleicht möglich. Insofern sollte bei der Planung auf eine ausreichende Offenheit beziehungsweise Skalierbarkeit geachtet werden. Ist klar, wie das Asset Management in Zukunft aussehen soll, wird im dritten Schritt die IT-seitige Abbildung definiert. Dabei sollte dann – wie beschrieben – möglichst viel durch den S/4HANA-Standard abgedeckt werden. Bei der Umsetzung der neuen IT-Architektur im vierten Schritt sind zwei unterschiedliche Szenarien denkbar: Entweder wird die gesamte Implementierung in einem einzigen Projekt vorgenommen. Oder es werden mehrere, sinnvoll gekapselte Projekte geplant, die nach und nach realisiert werden. Welcher Weg besser ist, hängt von der jeweiligen Situation im Unternehmen ab und sollte individuell geklärt werden.
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